Interview über Nachhaltigkeit im Hotel Engel

Ayurveda ist eine Gesundheitslehre, der die Nachhaltigkeit zu Grunde liegt und das schon zu Zeiten, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Denn Ayurveda ist ein Gesundheitssystem, das vorbeugend wirkt. Im Interview sprechen der Ayurveda-Arzt Dr. Mishra und Carmen Kohler darüber, wie im Hotel Engel und im Ayurveda Nachhaltigkeit gelebt wird.

Dr. Mishra, Ayurveda-Arzt aus Indien, praktiziert im Hotel Engel und betreut die Ayurveda-Kurgäste

Dr. Mishra, Ayurveda ist ein Jahrtausende altes Gesundheitssystem. Wieso ist Ayurveda eine nachhaltige Medizin?

Jeder Mensch wird von den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha geleitet. Vata ist Bewegung, Pitta ist die Transformation und Kapha ist das,
was zusammenhält. Diese drei Prinzipien entsprechen dem Nervensystem (Vata), Verdauung (Pitta) und dem Immunsystem (Kapha).
Wenn diese drei Energien in Balance sind, sind wir körperlich und geistig gesund. Alles, was man tun muss, ist die Doshas im Gleichgewicht zu halten. Dann hat Krankheit keine Chance sich im Körper auszubreiten. Ayurveda ist ein vorbeugendes Gesundheitssystem und damit nachhaltig.

Wie kann man die drei Doshas im Gleichgewicht halten?

Man muss erkennen, wo die Hürden im Leben sind, was bringt einen aus dem Gleichgewicht. Das können mentale oder körperliche Störungen sein, die die Doshas ins Ungleichgewicht bringen. Mit der Zeit hat man dann kein gutes Körpergefühl mehr. Je früher man diesen Zustand erkennt, um so leichter ist es, wieder in Balance zu kommen. Über die Ernährung wird der Geist beruhigt – im Ayurveda spielt der Geist, also das Mentale, eine sehr große Rolle.
Nur wenn der Geist klar, gesund und rein ist, dann ist auch der Körper gesund.
Ein schlechter Schlaf z.B. entsteht durch erhöhtes Vata. Die Verdauung wird unregelmäßig, man kommt nicht zur Ruhe, der Schlaf ist unruhig.
Daraus können Krankheiten entstehen. Deshalb hat im Ayurveda die Reinigung durch eine Panchakarma-Kur einen hohen Stellenwert.
Durch die Panchakarma-Kur werden die Doshas wieder ins Gleichgewicht gebracht, die Körperkanäle werden gereinigt,
die Energie kann wieder fließen und es gibt keine Ablagerungen mehr. Diese Ablagerungen werden im Ayurveda Ama genannt und sind der Beginn jeder Krankheit.

Welche Medikamente werden im Ayurveda eingesetzt?

Ayurveda ist eine ganz natürliche Medizin, sie ist vollkommen chemiefrei. Ayurveda stärkt das Immunsystem und achtet darauf, wie man sich ernährt.
Das ist die Basis, um gesund zu bleiben. Wenn man ständig Tabletten nimmt, schwächt man das Immunsystem, der Körper wartet schon darauf,
dass wieder eine Tablette kommt, die aber weiter das Immunsystem stört. Im Ayurveda ist man der Meinung, dass der Mensch von der Natur kommt und die Natur heilt den Menschen. Im Ayurveda werden Rasayanas verwendet, das sind Kräutermischungen, die sehr aufwändig hergestellt werden.
Rasayana halten den Körper jung und gesund, nicht im optischen Sinne, sondern im medizinischen Sinn.
Sie bringen Leichtigkeit zurück, man spürt wieder mehr Energie und Freude am Leben. Auch die Sinnesorgane werden wieder lebendiger, man schmeckt besser und intensiver. Die Rasayana werden in Indien hergestellt, man kann sie hier im Engel Ayurpura kaufen und auch nachbestellen.

Wie hilft Ayurveda, wenn eine Krankheit ausgebrochen ist?

Ayurveda begegnet einer Krankheit immer mit innerer Reinigung. Eine Panchakarma-Kur ist eine Detoxkur.
Gleichzeitig wird der Körper gestärkt und wieder aufgebaut. Sobald wieder mehr Energie da ist, kann auch damit begonnen werden,
sich selbst wieder zu spüren. Da jeder Mensch unterschiedlich ist, kommt es immer auf die Konstitution an, was sinnvoll ist.
Nachhaltigkeit zeigt sich in der Kunst des Pulslesens. Mit dem Lesen, oder besser gesagt Fühlens, des Pulses kann ein Ayurveda-Arzt jede Krankheit schon im frühesten Stadium erkennen. Der Ayurveda kennt 7 Stadien in der Entwicklung der Krankheit. Das 1. Stadium ist das Ungleichgewicht der Doshas. Wenn man hier schon entgegensteuert, dann bricht eine Krankheit gar nicht aus. Die Schulmedizin kann eine Krankheit erst im 6. Stadium erkennen,
nämlich dann, wenn sie schon ausgebrochen ist. Aber auch jetzt hat man mit Ayurveda noch gute Heilerfolge.
Nachhaltigkeit im Ayurveda bedeutet, dass man die Gesundheit eines Menschen von Geburt an ganzheitlich im Blick hat.
So können Krankheiten erst gar nicht entstehen.

Carmen Kohler, hat eine Leidenschaft für Nachhaltigkeit

Ayurveda sagt: „Du bist, was du verdaust.“ Wie wird bei Ihnen im Hotel gekocht und wer kocht bei Ihnen?

Wir haben das große Glück, dass unser Küchenchef weit in der Welt herumgereist ist und zugleich ein Südtiroler ist. Er kennt sich sowohl mit den ayurvedischen Gewürzen aus und weiß aber auch von klein auf, welche Lebensmittel hier in Südtirol besonders gut gedeihen. In unserer Küche werden für Ayurveda Dolomites nur regionale Lebensmittel verwendet. Ein Bauer in der Nachbargemeinde baut extra für uns Obst und Gemüse in Bio-Qualität an.
So ist immer alles frisch und besonders nahrhaft.

Plastik vermeiden ist ein ganz großes Thema für viele Menschen. Was können Sie in Ihrem Hotel tun, um Plastik zu sparen?

Um die Nachhaltigkeit in unserem Hotel zu stärken, setzen wir sehr auf Natürlichkeit.
Bei unseren Buffets ist nichts abgepackt, vieles wird hier im Haus selbst hergestellt.
Alle unsere Mitarbeiter und Gäste bekommen Trinkflaschen aus einem biologisch abbaubaren Material.
Die Flaschen können überall im Haus mit frischem Wasser befüllt werden und wir unterstützen damit ein Brunnenprojekt in Äthiopien.

Vielen Gästen fällt auf, dass das Wasser aus dem Wasserhahn ganz anders schmeckt als zu Hause. Wie machen Sie das?

Überall im Haus fließt Granderwasser. Das Leitungswasser wird nach dem Grander®-Prinzip levitiert, also belebt und bekommt dadurch nahezu Quellwasserqualität. Es schmeckt nicht nur viel besser, es reduziert auch unseren Waschmittelverbrauch, die Wäsche bleibt schön weich. Im Spa-Bereich konnten wir den Chlorverbrauch deutlich reduzieren. Unsere Gäste merken es auch beim Duschen, das Wasser ist vitalisiert und das spürt man auch.

Ein Hotel auf 1200 m Höhe zu heizen, braucht viel Energie. Wie lösen Sie das nachhaltig?

Seit 2008 heizen wir alle Gebäude mit unserer Hackschnitzelheizung. Seither genießen unsere Gäste und auch wir eine ganz andere, eine richtig wohlige Wärme. Wir leben hier in einer sehr waldreichen Gegend und es fällt viel Holz zur Weiterverarbeitung an. Ein Teil davon wird zu Hackschnitzeln verarbeitet, mit denen heizen wir hier.
Unser Strom kommt aus dem ortseigenen Wasserkraftwerk, das jeder Gast einmal besichtigen sollte.
Es ist sehr interessant zu sehen, wie nachhaltig hier das viele Wasser durch das starke Gefälle in Energie verwandelt wird.

Nach der ayurvedischen Lehre kommt der Mensch aus der Natur und ist Teil des Universums.
So wollen wir dankbar sein für all das, was wir täglich aus der Natur erfahren und geschenkt bekommen.
Gleichzeitig sehen wir es als eine schöne Aufgabe an, auf uns selbst und die Natur gut Acht zu geben.